Was bedeutet Freier Blick?

Der Name des Blogs ist "Freier Blick". Was soll dies bedeuten?


Wovon soll er frei sein? Von nicht faktenbasierten Meinungen.

Ich bin geprägt von der Wissenschaftstheorie Karl Poppers, dessen kritischer Rationalismus besagt, dass jede Überzeugung vorläufig ist. Theorien und Meinungen sollten auf Fakten basieren. Diese können Theorien jedoch nie endgültig beweisen: Stets können neue Erfahrungen gemacht werden, welche zu einem Lernfortschritt und einer Weiterentwicklung der Theorien führen. Diskussionen sollten nicht dem Zweck dienen, die Meinung durchzusetzen, die man zum Beginn der Diskussion hat. Sie sollen dazu dienen, die eigenen Meinungen auf den Prüfstein der Überzeugungen des Diskussionspartners zu legen um gemeinsam im Dialog herauszufinden, welche Meinungen besser zu den Fakten passen.


Was ist ein Blick? Ein Blick verbindet und schafft gleichzeitig Distanz.

Klassisch gehören zwei Dinge zu einem Blick: Betrachter und Betrachtetes sowie ein Abstand dazwischen, den der Blick überbrückt. Dieses Bild kann auf Diskussionen übertragen werden: Das Betrachtete sind die Themen und zu diesen sollte man als Betrachter (Diskutierender) eine gesunde kritische Distanz halten und sich nicht zu sehr mit Meinungen identifizieren. Karl Popper drückte dies so aus:

"Ich könnte mich irren, Du könntest Recht haben und gemeinsam kommen wir der Wahrheit vielleicht auf die Spur."

Dies führt zu einer Diskussionskultur, in der es nicht um das Gewinnen geht, sondern ums Lernen:
  • Eine gute Diskussion ist nicht eine, aus der alle anderen mit der Meinung herausgehen, mit der ich in das Gespräch hineinging. 
  • Eine gute Diskussion ist eine, bei der ich selbst mit einer anderen Meinung herausgehe, als ich hineinging, denn dann habe ich gelernt. 

"Freier Blick" steht also für den Versuch einer offenen Analyse von Fakten und der Bereitschaft zur Änderung von Meinungen. Nicht zuletzt steht er dafür, dass man, wenn die Kenntnislage nicht ausreicht, ehrlich bekennt, etwas nicht zu wissen. Wissensgrenzen können eine gute Sache sein: Sie machen neugierig und tolerant. Richard Feynman drückte dies so aus:

"I think it is much more interesting to live not knowing than to have answers that might be wrong. If we will only allow that, as we progress, we remain unsure, we will leave opportunities for alternatives. We will not become enthusiastic for the fact, the knowledge, the absolute truth of the day, but remain always uncertain … In order to make progress, one must leave the door to the unknown ajar."